NaturNotizen

Frankfurt LAB 2012

Regie: Florian Lutz
Bühnenbild/künstlerische Projektkoordination: Petra Straß
Licht: Johannes Richter
Technik: Matthias Rößler
Fotograf: Jörg Baumann

Grundlage der diesjährigen Gesamtkunstwerk-Aufführung von 100 Schülern des Jahrgangs 8 der IGS Nordend Frankfurt ist Hans Christian Andersens "Die kleine Seejungfrau". Schauplatz dieses Kunstmärchens aus dem Jahr 1837 ist die fantastisch-bildreich dargestellte Unter- und Oberwasserwelt, deren Grenzgang sinnbildlich die Schwelle zum Erwachsenwerden markiert. Die Entdeckung der ersten Liebe und die damit verbundene Sehnsucht, Hingabe und Leidenschaft, aber auch die damit einhergehende Verzweiflung, der Schmerz, die Vergeblichkeit und das Scheitern sind die großen Themen dieses literarischen Stoffs, dessen Aktualität auch in der Lebenswelt der 100 jugendlichen Protagonisten nichts eingebüßt hat.NaturNotizen heißt ein von der ALTANA Kulturstiftung initiiertes interdisziplinäres Format zur ästhetischen Bildung im Schulalltag: Im Schuljahr 2011/12 wurde es in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, dem Hessischen Kultusministerium, der Internationalen Ensemble Modern Akademie, der Forsythe Company, dem Schauspiel Frankfurt und zahlreichen Künstlern zum ersten Mal an der IGS Nordend durchgeführt.

Die Sehnsucht der Meerjungfrau.
Gezeiten und Gefühle rauschen in dieser Welt gleichermaßen. Ein Jahr lang haben 100 Schüler der IGS Nordend mit dem Ensemble Modern, der Forsythe Company und dem Schauspiel ein Gesamtkunstwerk entwickelt. Das Meer ist alles, sagt Kapitän Nemo. Es ist nur ein Behälter für die ungeheuren, übernatürlichen Dinge, die darin existieren; es ist nicht nur Bewegung und Liebe; es ist die lebende Unendlichkeit, heißt es in Jules Vernes Roman. Wie ein blinder Passagier an einem Bullauge der „Nautilus" fühlt sich der Zuschauer im Frankfurt LAB. Ein zerbrochenes Schiffswrack ruht auf dem Meeresgrund der Bühne, die Musik des Orchesters flirret hinter einem dunklen Vorhang hervor, über die blau schimmernde Bühne schwirrt das Ballett der Fische. Vielleicht gibt es sie doch, die Schwarmintelligenz. ...Was auf der Bühne des Frankfurt LAB wie eine Aneinanderreihung maritimer Assoziationen beginnt, verdichtet sich zu einem Spiel mit Hans Christian Andersens Märchen von der kleinen Meerjungfrau.
... emotional werden Grenzen überschritten: an großen Gefühlen, an Liebe, Sehnsucht und Trauer mangelt es diesen Meereswesen nicht. ...Rainer Römer vom Ensemble Modern greift das Bild des offenen Raumes auf. In einem solchen habe das Vorhaben seinen Ausgang genommen, und „wenn die Schüler mit einem gewissen Abstand den ganzen Bogen betrachten, können sie vielleicht verstehen, wie etwas abgesehen von vorgegebenen Inhalten entstehen kann“ ... Die Jugendlichen hätten selbst etwas ersonnen, gemacht und aufgeführt. Entstanden sei so das „Bild einer Generation, das sich in der Wasserwelt widerspiegelt“.
Von Matthias Trautsch Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2012

Schüler stehen im Rampenlicht
...Ein Jahr lang haben 100 Schüler der IGS Nordend mit dem Altana-Kulturprojekt "NaturNotizen" ihr eigenes Kunstmärchen "Die kleine Seejungfrau" entwickelt.
... Perfektes Bühnenbild, perfekter Auftritt: Wie durch einen blauen Schleier ist ein Schiffswrack hinter dem Vorhang zu erkennen, um das eine Gruppe junger Meernixen zu märchenhaften Klängen herumschwebt. ...Es sind mal lustige und mal ernsthafte Überraschungseffekte, von denen das Kunstmärchen "Die kleine Seejungfrau" des achten Jahrgangs der IGS Nordend lebt – gerade in einer Zeit, in der viele die originale Vorlage nicht mehr lesen und eher einen offenen und anregenden Umgang mit dem Stoff erwarten.
Frankfurter Neue Presse, 10. Mai 2012