F. Hebbel – Maria Magdalena

Maxim Gorki Theater Berlin 2000

Regie: Mark Zurmühle
Bühne: Hansjörg Hartung
Kostüme: Petra Straß

„Die Spieluhr, die Leben heißt“…lässt Zurmühle sie aufeinander zuschnurren wie Gestalten einer riesigen Spieluhr, die Leben heißt und deren Unruhe sie umso schneller antreibt, je mehr es dem Ende zugeht.

Jeder bewegt sich auf einer einsamen individuellen Bahn, wo es Berührung mit den anderen nur in der Katastrophe geben kann. Weil sie von solcher präzise definierten dramatischen Mechanik ausgehend zu einer plastischen Dreidimensionalität gelangen, begreift man wieder, was das ist – eine Tragödie: Wenn jeder recht hat und gerade deshalb der Untergang unvermeidlich ist. Sogar dann, wenn man versucht, das andere Recht zu respektieren.
Die Welt 5.6.2000

„Über allen Normen ist Ruh“…Doch das gute Ensemble versteht es, die reichlich entrückte Handlung in der nicht minder entrückten Inszenierung kraftvoll zu erden und den Text so nachdrücklich, ausgefeilt und gebannt zu sprechen, dass sich die Erde schließlich sogar mit Leben füllt. Beschwingt leichtfüßig trotz der schweren Holzschuhe spielt Regine Zimmermann die junge Klara, die wegen einer außerehelichen Schwangerschaft Selbstmord begeht. Zuerst bringt sie mit ihrem grasgrünen Kleid, mit stillvergnügtem Gesang und unbeschwerten Bewegungen Farbe und Freude in das rigide Schwarzweiß der Ausstattung und den fatalen Lauf der Handlung. Am Schluss gibt sie auf und unterwirft sich, weiblich aufopferungsvoll, den Normen der Gesellschaft.
FAZ 3./4.6.2000

„Diese enge, drückende Welt“…Nach den ganzen protzigen Verfehlungen, die in letzter Zeit zu sehen waren, ist man fast dankbar, wenn ein Regisseur bescheiden sein Handwerk ausübt, seine Schauspieler führt und eine Geschichte erzählt, die Anfang, Mitte und Ende hat. Es macht auch nichts, dass diese Geschichte nicht viel mit unserer Zeit zu tun hat. Dann versetzt man sich eben in eine andere und lernt ein wenig durch den Vergleich.
Berliner Zeitung 3.6.2000