Maria

Theater Lilias Frankfurt 1996

Regie: Franca Schuller
Bühne und Kostüme: Petra Straß
Musik: Yumiko Noda

Tanz die Maria
Am Anfang war nur Musik, die aus der Finsternis kam. Erst nach langen Minuten lassen Lichtblitze erkennen, dass da jemand auf einem Podest steht und Geige spielt, während jemand anderes im Kreis läuft und immer schneller wird.
... In dem Tanztheater-Stück "Maria", das jüngst im Frauenkulturhaus zu sehen war, tritt die Heilige Jungfrau als Frau von Fleisch und Blut vom Sockel der Angebeteten herunter. Franca Schuller, die das Stück inszeniert hat und gleichzeitig die Maria darstellt, zeigt uns eine ungehaltene, aufbegehrende Frau, die nur wenig zu tun hat mit den kitschig-bunten Marienfigürchen, die vor Beginn des Stücks im Eingangsbereich zu bestaunen waren. Vielmehr ähnelt diese Maria, der überdimensionalen Heiligenfigur im Bühnenhintergrund, der ein Messer ins Herz gerammt wurde, das all ihre menschlichen Empfindungen abgetötet hat.
... Als Gegenstück zu dieser aufbegehrenden Maria tritt immer wieder die verschleierte Geigerin (Yumiko Noda) von ihrem Podest ins Tanzgeschehen. Unbeeindruckt von Marias Seelenqualen spielt sie ihre Rosenkranzsonaten.
... Mit Musik, Text und Bewegungssprache führt uns "Maria" ein zeitgemäßes Bild dieser Frau vor Augen. Es ist ein ehrgeiziges Tanztheater-Stück, in dem der Tanz nur eines von mehreren Ausdrucksmitteln ist.
Gisela Klose Frankfurter Rundschau