W. Schwab – Übergewicht-unwichtig: Unform

Theater Basel 1992

Regie: Siegfried Bühr
Bühne: Angela Zimmermann
Kostüme: Petra Straß

...Überschätzt, unwichtig: marktkonform? Wenn Schwab so glänzend in Szene gesetzt wird wie jetzt auf der kleinen Bühne des Theaters Basel, dann muss einem um Stück und Autor nicht angst sein. Alles ist schräg in dieser Beizenszenerie, der ganze Raum verzogen, der Boden zum Ausrutschen schief, Rückwand und Theke zur Hälfte wie weggeschnitten (Bühne Angela Zimmermann). Und ähnlich sind die Figuren, die diese Kneipenparadieshölle bevölkern (Kostüme Petra Straß)…“Übergewicht, unwichtig: Unform“ könnte leicht im Kannibalenschocker und im Sprachsumpf ertrinken. Dass die Gefahr auf der Baseler Bühne nie besteht, ist das Verdienst einer grandiosen Ensembleleistung unter der Regie von Siegfried Bühr. Keine Figur verkommt zur Karikatur, alle halten die Balance zwischen dem faszinierend Monströsen und der erschreckend Normalen.
Neue Züricher Zeitung 26./27.09.1992

...Schwabs Qualität, seine Figuren über ihre Verhältnisse (und plötzlich bedrohlich drunter) leben zu lassen, wirkt am stärksten, wenn das Artifizielle selbstverständlich tönt. In Petra Straß' Kostümen schon gar: Die stimmen bis ins Detail, bis hin zu Schweindis Krawatte, die satt im Hosenbund steckt...
Tages-Anzeiger 25.09.1992

…Gottfried Breitfuss ist beängstigend glaubwürdig in dieser Rolle, fett, ein Gummimann, selbstbewusst, greinend – bringt das ideologisch auf den Punkt: „Eine Begierde hat dann eine Berechtigung, wenn sie…wenn sie mit einem passenden Gegenstand gefüttert wird. Man darf mit seiner ganz natürlichen Lust nicht einen erstbesten Menschen zerstören, sondern man muss warten können, bis eine Figur kommt, die verbrecherisch genau auf die Eigenlust passt.“ Die Premierengäste sahen auf der kleinen Bühne, eine von Siegfried Bühr geführte ganz hervorragende Ensemblearbeit mit fabelhaften Schauspielern.
Basler Zeitung 25.9.1992